5 Wege um die Stromrechnung zu halbieren
Die Berechnungsgrundlagen
Vorweg: Je nach Anzahl Personen im Haushalt, dem Alter der Geräte und generell dem individuellen Stromverbrauch wird nicht jeder seine Stromrechnung halbieren können. Als Basis für die Berechnung gilt ein Durchschnittsverbrauch für einen Zwei-Personen Haushalt von ca. 3’000 kWh – den du mit folgenden Schritten im besten Fall halbieren kannst.
Alle Berechnungen basieren auf einem realen Stromtarif. Daraus kann man konkrete Ersparnisse rauslesen. Ausserdem berechnen wir in jedem Beispiel den Prozentwert auf die Gesamtrechnung.
- Hochtarif: 30.89 Rp / kWh
- Niedertarif: 21.20 Rp / kWh
- Einheitstarif: 24.18 Rp / kWh
- Basisverbrauch: 3’000 kWh pro Jahr
1. Einheitstarif prüfen (Wenn Niedertarif nicht aktiv genutzt wird)
Sieh dir deine Stromrechnung und die genauen Tarife an. Optimal ist, wenn du für Grossgeräte den Niedertarif nutzen kannst – Der beginnt nicht bei jedem Stromlieferant zur gleichen Zeit, jedoch meistens um 19:00 Uhr (und Endet um 07.00 Uhr). Für’s abendliche kochen muss man in der Regel noch den Hochtarif zahlen.
Wenn du am Mittag und am Abend kochst und den Geschirrspüler, die Waschmaschine oder den Tumbler nicht in der Nacht laufen lässt ist die Chance hoch, dass du sehr viel Strom zum teureren Hochtarif konsumierst. Manche Stromlieferanten informieren dann proaktiv, dass der Einheitstarif möglicherweise sinnvoller wäre.
Wenn in deiner Stromrechnung mehr als 50 % Hochtarif-Anteil steht, dann ist in der Regel ein Wechsel auf den Einheitstarif prüfenswert um Geld zu sparen. Eine kleine Beispielrechnung soll das zeigen:
Angenommen du hast einen Verbrauch von 3’000 kWh im Jahr, jedoch 2’000 kWh davon im Hochtarif Zeitraum, dann zahlst du:
- Für 2’000 kWh Hochtarif: 617.80 CHF.
Für 1’000 kWh Niedertarif: 212.00 CHF.
Total für 3’000 kWh: 829.80 CHF. - Gegenüber 3’000 kWh Einheitstarif: 725.40 CHF.
Gespart konkret: 12,5 Prozent. Grundsätzlich kannst du auch das Gegenteil versuchen und so viel wie möglich die grossen Geräte (v.a. Geschirrspüler, Waschmaschine und ggf. Backofen, Kochherd) erst nach 19.00 Uhr zum Niedertarif zu nutzen. So sparst du unter Umständen sogar mehr, wenn du konsequent bist.
2. Umstellen auf LED Beleuchtung
Zugegeben: Die meisten Haushalte heutzutage haben wahrscheinlich schon LED Beleuchtung. Neue Lampen kriegt man sozusagen nur noch mit LED – für etwas anderes muss man sich schon fast Mühe geben. Dennoch lohnt es sich mal ungefähr zu berechnen, welchen Unterschied das macht.
Ein konkretes Beispiel, welches in jedem Haushalt natürlich komplett anders aussehen kann: Anfang 2014 habe ich 3 x 50 W und 6 x 35 W ersetzt mit neun 4 W Spots. Vorher habe ich die Lampen einmal jährlich getauscht, die neun Spots habe ich nach einem Umzug und gut sechs Jahren immer noch im Einsatz (plus weitere). Das Internet sagt, dass im Durchschnittshaushalt etwa 3’000 h pro Jahr Licht brennt. Doch wie viele Lampen dazu nötig sind und welche wie lange leuchtet ist, naja, schwer zu sagen.
Nehmen wir mal an, dass zu diesen 3’000 h etwa jeweils ein Viertel der Lampen in Betrieb sind. Somit leuchtet jede Lampe etwa 750 h pro Jahr. Sicher, das ist nicht überall gleich, aber irgendwo müssen wir ja Anfangen.
- Alte Konfiguration: 3000 h * (402 W / 4) = ~301 KWh.
- Neue Konfiguration: 3000 h * (58 W / 4) = ~43.5 KWh.
Nehmen wir als Berechnungsgrundlage den Einheitstarif – Gerade im Winter leuchtet das Licht oft noch 2 – 3 h im Hochtarif, dann aber unter Umständen je später Abends je weniger im Niedertarif. Der Einheitstarif ist fair als Berechnungsgrundlage.
- Vorher: 301 kWh kosteten 74.60 CHF pro Jahr.
- Jetzt: 43.5 kWh kosten 10.50 CHF pro Jahr.
Gespart konkret: 85 % in CHF. Klingt nach viel, aber auf der Jahresrechnung macht das nur 8,5 Prozent aus. In Betracht ziehen muss man aber den Fakt, dass man mit LED über viele Jahre Hinweg keine neuen Leuchtmittel mehr kaufen muss. Bekannte von uns haben über dem Esstisch mittlerweile seit 12 Jahren die gleiche LED Lampe.
3. Kleines Balkon-Kraftwerk installieren
Nun zu einem Punkt der etwas Investition erfordert. Was viele nicht wissen ist, dass es auch kleine Solaranlagen für Mieter (und natürlich auch Eigentümer) gibt und dass man diese einfach in eine Aussensteckdose einstecken und den Strombedarf vom Netz reduzieren kann. Der verlinkte Blogpost erklärt das im Detail.
Nun kostet eine solche Anlage, wenn man sie komplett montiert kauft etwa 1’000 CHF. Produzieren kann sie, jenachdem wie und wo sie steht zwischen 400 und 500 kWh pro Jahr. Gehen wir mal vom tieferen Wert aus. Hat die Wohnung oder das Haus einen tiefen Grundverbrauch kann es auch sein, dass man einen kleinen Überschuss ins Netz einspeist. Nehmen wir also an, dass wir mit den Panels 350 kWh pro Jahr sparen. Fairerweise im Hochtarif, da die Anlage tagsüber Strom produziert.
- Die Anlage kostet einmalig 1’000 CHF.
- Sie produziert Strom und spart 350 kWh pro Jahr im Wert von 108.10 CHF ein.
- Sie hält im Normalfall mindestens 25 Jahre (bis zu 30 oder sogar mehr). Über 25 Jahre spart sie also rund 2’700 CHF ein, während sie 1’000 CHF gekostet hat.
Das bedeutet, dass wir nach Abzug der Investition über 25 Jahre im Durchschnitt 68 CHF pro Jahr sparen – oder eben ein bisschen mehr, je länger die Panels oder der Wechselrichter halten. Beide haben in der Regel 20 Jahre Garantie.
Auf der Rechnung macht das, Investition schon abgezogen im Normalfall 8 – 12 Prozent aus. Das ist sehr Abhängig davon wie lange die Geräte leben, in welchem Winkel sie stehen und wie viel des lokal Produzierten Stroms direkt verbraucht werden kann. Abgesehen vom Investieren und der Montage muss man hier aber nichts mehr tun für die langfristige Ersparnis.
Lade dir die Checkliste herunter: 3 Schritte zu deiner Balkonanlage. Ich informiere dich, sobald unsere Miet- und Kaufprodukte verfügbar sind.
4. Standby-Geräte ausschalten
Noch immer sehe ich bei vielen Freunden und Bekannten wie viele Geräte immer laufen und im Standby jederzeit parat sind. Und das obwohl die meisten Geräte keine wesentliche Einschaltzeit mehr haben. Der Effekt, diese Geräte über eine Steckerschiene oder eine geschaltene Dose komplett auszuschalten kommt stärker zum tragen, je älter die Geräte sind. Dazu habe ich mal bei meinen Eltern eine Messung gemacht.
Ich gehe bei allen Geräten davon aus, dass sie 22h im Standby (somit 2h in Betrieb) sind und rechne nur diese Zeit als “gespart”, wenn die Geräte abgestellt werden.
- TV, Settop-Boxen, Receiver, Stereoanlage: 15 W. Das ergibt 22 h x 365 Tage ca. 120 kWh (!).
- Zwei weitere TV Geräte im Obergeschoss je ca. 0.9 W. Das ergibt ca. 14,5 kWh.
- Luftentfeuchter: I shit you not, der läuft sozusagen nie, hat aber einen Standby-Strom von 2W. Das ergibt ca. 16 kWh.
- “Das ganze Büro” (Screen, Drucker, PC zum Glück ausgeschaltet): 5 W. Das ergibt ca. 40 kWh.
- Der PC würde im Standby 15 W ziehen. Neuere Geräte insbesondere Laptops brauchen deutlich weniger. Würde der auch noch 120 kWh brauchen.
Gespart konkret: Insgesamt 190 kWh und somit 6,5 Prozent in der Gesamtrechnung.
Fun Fact: Bei uns zu Hause haben wir einen Steamer und einen Backofen – beide haben ein Display und zeigen die Zeit an. Alle Haushalte in unserem Quartier haben das und bei allen sind beide Displays an (erst noch mit unterschiedlicher Zeitangabe). Es ist nicht viel, aber das ausschalten des Display von einem der Backöfen reduziert dessen Stromverbrauch (gemäss Hersteller, nicht gemessen) um 1.5 W. Über ein Jahr gibt das immerhin 13 kWh! Immerhin ein halbes Prozent in der Gesamtrechnung.
5. Effizient kochen und backen
Der ist ganz schwierig und kaum mess- oder berechenbar. Ich beziehe mich hier auf ungefähre Angaben und eigenen Messungen. Ich habe versucht, den Unterschied im Stromverbrauch mit folgenden Tipps zu messen:
- Wasser im Wasserkocher erhitzen ist ca. 3x effizienter als in der Pfanne. Um einen Liter zu erhitzen sind etwa 0,15 – 0,2 kWh im Wasserkocher erforderlich. In einem Topf mit Deckel rund 0,4 kWh und ohne Deckel 0,7 kWh. Würdest du jeden Tag Pasta kochen, kannst du so 180 kWh sparen. Aber zugegeben, das reduziert den Komfort beim kochen massiv – lasse das also erstmal nicht in die Wertung mit einfliessen.
- Aber: Kochtopf wenn immer möglich mit Deckel. Das reduziert in meinen Messungen den Stromverbrauch in der Regel um 30 – 40 %. Der Stromverbrauch beim kochen ist natürlich von der Dauer des kochens und der Anzahl Pfannen abhängig. Im Durchschnitt brauchen wir zu Hause zwei Pfannen und kommen oft auf ca. 2 kWh Energie pro Mahlzeit, auf ca. 3 kWh ohne Deckel. Angenommen wir kochen im Durchschnitt 1x pro Tag so, ergibt das eine Ersparnis von bis zu 300 – 350 kWh pro Jahr.
- Ein weiterer Tipp um zu sparen ist, vor dem Ende des kochens oder backend die Pfannen bzw. den Ofen frühzeitig abzuschalten. Die Restwärme der Platten und der Pfanne bzw. des Ofens hält einige Minuten an, vor allem mit Deckeln.
- Auch etwas, was auf der Hand liegt, ich aber erst nach 2 Jahren merkte: Unser Steamer ist kleiner als der Backofen und kann auch Umluft backen. Es gibt sogar ein ECO Umluft Programm. Die wöchentliche Pizza darin zu backen braucht etwa 25 % weniger Energie als im grösseren Backofen darunter. Ersparnis: Bis zu 1 kWh pro Pizza.
- Und schliesslich: Wenn immer möglich ein “Spezialgerät” nutzen z.b. zum Eierkochen, Kaffee kochen, Dörren von Früchten oder eben um heisses Wasser zu machen. Die Spezialgeräte sind auf den konkreten Anwendungsfall abgestimmt und in der Regel deutlich Energieeffizienter.
- Protipp: Wir machen oft Gipfeli im Backofen. Vorgeschrieben ist 200° 15 – 17 Minuten im Vorgeheizten Ofen (Gesamte Heizzeit somit 26-30 min). Was aber genauso funktioniert: 180°, kein Vorheizen, sofort rein. Den Ofen 17 – 18 min laufen lassen, abschalten und die Gipfeli weitere 10 min drin lassen (der Ofen lüftet in der Regel eine Zeit lang weiter, die Gipfeli werden nicht trocken). Gemäss Messung reduziert sich der Energieverbrauch um 20 – 25 % bei gleichem Geschmack (Kombiniert mit dem “Steamer Trick” fast 40 %. Funktioniert wahrscheinlich aber nicht für jede Speise. Ich muss zugeben, dass man hier ein bisschen ausprobieren muss.
Gespart konkret: Schwierig. Wer sehr energieeffizient kocht kann effektiv bis zu 300 kWh einsparen was gut 10 Prozent an der Gesamtrechnung ausmacht.
Zusammenfassung
Wer sich Mühe gibt kann also im besten Fall die Stromrechnung um bis zu 50 % reduzieren. Dazu muss man sehr konsequent sein. Doch auch wenn man nur hin und wieder daran denkt und 20 – 30 % spart bedeutet es, dass am Ende die kleinere Stromrechnung kommt.
50 %? Wir haben aber wohlgemerkt nicht 1’500 kWh gespart, sondern mit dem Panel selbst Strom produziert und mit der Optimierung der Tarife noch etwas rausgeholt. Ja, die Rechnung haben wir so um bis zu 50 % reduziert. Strom haben wir gespart indem wir Standby Geräte ausschalten, effizient kochen und moderne Leuchtmittel installieren – und zwar bis zu 750 kWh pro Jahr.